Malura Museum
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1981-2012

 
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Dr. Brigitta Rambeck über das Oswald Malura - Museum - Juni 1993

   

Sein Lebenswerk den Zeitgenossen und der Nachwelt zu präsentieren

Bekannt ist, daß der Maler und Tausendsassa Oswald Malura, der in den Zwanziger Jahren als „Zugereister" aus Oberschlesien an die Münchner Kunstakademie kam, einer der letzten großen Schwabinger alten Stils ist - reichlich ausgestattet mit den dazu notwendigen Ingredienzien: Genialität, Weltläufigkeit und Bodenständigkeit. In seiner Schwabinger Wahlheimat baute er eigenhändig eine der ersten Nachkriegsgalerien aus den Ruinen auf. Später fand in der Galerie Malura die Verleihung der ersten Schwabinger Kunstpreise statt. Ebenso gastfreundlich empfingen Friedl und Oswald Malura die legendären „Traumstadt-Bürger' in ihren privaten Räumen in der Kaulbachstraße 75. Seit 1983 erinnert dort eine Marmortafel an die Treffen unter dem „Grünen Mond", zum bleibenden Gedenken an die Maluras.

Bei all seinen Tätigkeiten als Kunstförderer fand der Künstler noch Zeit zu ausgedehnten Studienreisen nach Indien und Südamerika, vor allem aber zur Ausformung eines umfang- und facettenreichen malerischen Werkes, das in den vergangenen Jahren in München in zwei eindrucksvollen Retrospektiven zu sehen war - zum 80. Geburtstag in der Katholischen Akademie, zum 85. in der Rathausgalerie. Soweit der Oswald Malura, der den Münchnern seit langem vertraut ist.

Weniger bekannt ist, daß dieser Erz-Schwabinger schon vor 40 Jahren ein schlichtes, toskanisch anmutendes Atelierhaus an einem Hang über dem Lechramdorf Oberdießen gebaut hat, das er vor allem im Sommer für sich und seine Schüler nutzte. Vor gut einem Jahrzehnt erwarb er dazu ein altes bäuerliches Anwesen im Dorfkern, restaurierte es überwiegend mit eigener Arbeitskraft und prägte ihm mit großflächigen Fresken seinen persönlichen Stempel auf. 1981 weihte er es mit einer Ausstellung eigener Werke als Kulturhaus für künstlerische Veranstaltungen aller Art ein. Blieb nur noch ein Wunsch offen: sein Lebenswerk in angemessener Weise den Zeitgenossen - und der Nachwelt - zu präsentieren.

     

Zu diesem Zweck wurde 1993 das alte Gebaude von Grund auf saniert und mit vorbildlicher Weise zu einem großräumigen dreigeschössigen Ausstellungs-gebäude umgestaltet. Die durchwegs in gebrochenem Weiß gehaltene Innenausstattung ist ganz auf die maximale Wirkung der Exponate abgestimmt. In drei völlig unterschiedlichen Ausstellungsbereichen sind die verschiedenen Schaffensphasen beziehungsweise Themenkreise des Malura'schen Werkes mit überzeugender Übersichtlichkeit dargeboten. In den ehemaligen Wohn- und Schlafräumen werden die erstaunlich reifen vorakademischen Frühwerke gezeigt, darüber hinaus die großartigen Porträts, Stilleben und Münchner Stadtlandschaften aus späteren Perioden sowie - auf den Fluren - frühe Zeichnungen und Aquarelle, die hier zum erstenmal öffentlich zu sehen sind. Die große Überraschung stellt das weitläufige Dachgeschoß dar, das mit etwa 30 Bildern aus Maluras indischer Zeit (1930-33) die Atmosphäre eines Meditationsraumes ausstrahlt. Das hier ausgestellte Porträt Rabmdranath Tagores von 1933 brachte dem Maler übrigens 1986 eine Einladung des Indischen Staates ein. Den zweiteiligen Repräsentationssaal in der ehemaligen Tenne nehmen großformatige abstrakte Gemälde und Collagen ein - in einer repräsentativen Auswahl, die Oswald Maluras Wege zur Abstraktion spontan nachvollziehbar macht.

Brigitta Rambeck mit Sohn und Oswald

1993 wurde das Malura-Museum an zwei Wochenenden feierlich eingeweiht - einmal im Kreise der umliegenden Gemeinden, einmal mit den zahlreich erschienenen, teils illustren Münchner Gästen. Es wäre zu wünschen, daß auch weiterhin ein großes Publikum von nah und fern den Weg dorthin findet „Auch einfache Menschen können hier einen Zugang zur Kunst gewinnen", sagte die Denklinger Bürgermeisterin in ihrer Einführungsrede, aber auch für den kunstgewohnten Bildungsbürger lohnt sich die Fahrt. Denn in diesem kleinen, aber hochkarätigen Museum kann man sich in Ruhe mit einem künstlerischen Gesamtwerk vertraut machen, in dem sich nicht nur der Werdegang einer einzelnen Malerpersönlichkeit spiegelt, sondern darüber hinaus ein Gutteil der künstlerischen Strömungen unseres Jahrhunderts.

Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, Samstag und Sonntag 12 bis 17 Uhr und n.V. Oberdießen bei Landsberg, Mühlweg

Süddeutsche Zeitung Juli 1996